Aus der Geschichte der evangelischen Kirchengemeinde in Eddigehausen

Um das Jahr 1600 lebten die Pfarrer überwiegend von den Einkünften des Grundbesitzes. Sie betrieben selbst Landwirtschaft oder verpachteten die Ackerflächen. Sie bezogen Pachtzins aus diesen Flächen und bestritten daraus ihren Lebensunterhalt. Aus diesem Grunde wurde die Kirche von Anfang an von den Grundherren mit Land ausgestattet. Die Kirche in Eddigehausen war nach der Domäne der zweitgrößte Grundbesitzer. Da es in Eddigehausen wenig Grundbesitz gab, wurde auch in anderen Gemeinden, z. B. Bovenden, die Kirche mit erheblichem Grundbesitz ausgestattet.

Der erste evangelische Prediger in Eddigehausen war Johannes Traubott (1611-1627). Leider hat er in Eddigehausen eine ziemlich unrühmliche Rolle gespielt. Von Anfang an waren seine zerrüttete Ehe und die dadurch schlechten Familienverhältnisse ein Ärgernis für das Dorf. 1613 brannte die Pfarrscheune nieder. Die Tochter des Pastors soll den Brand fahrlässig mit Licht beim Viehfüttern verursacht haben. Als der Pastor aus Spanbeck von einem dort gehaltenen Gottesdienst zurückkam, wurde er von einer erregten Menge empfangen, die den Pastor ins Feuer werfen wollte. Der Oppermann (Unterförster), der beschwichtigen wollte, wurde verprügelt. Der Pastor flüchtete ins Haus. Die Menge folgte ihm in die Studierstube. Hier wurden Tochter und Vater zu Boden gestoßen. Erst der Oppermann vertrieb unter Drohen und mit einer Waffe die aufgeregte Menge.

1627 wurde Pastor Traubott, auch auf Betreiben seiner Frau, abgesetzt.

Die Kirche hatte zu dieser Zeit eine große Macht. Ebenso hatte der Pastor auf die Schule einen entscheidenden Einfluss. Der Lehrer wurde von dem Pastor und der Gemeinde berufen. Er musste die Kinder in seinem Haus unterrichten. Erst um 1746 entstand das erste Schulgebäude; es lag schräg gegenüber der Kirche auf kirchlichem Grund und Boden. Es ist heute das Rinke-/Heuchel-Grundstück.

Mit der Lehrerstelle waren die kirchlichen Ämter des Organisten und des Küsters verbunden. Als Organist hatte der Lehrer beim Gottesdienst die Orgel zu spielen. Als Küster musste er den Pastor bei Beerdigungen begleiten und ihn im Verhinderungsfall bei der sonn- und festtäglichen Predigt als Lektor vertreten.

Erst 1929 wurde diese Verfügung von der Regierung aufgehoben. 1929 wurde dieses Recht in Eddigehausen durch eine Abfindung von 5.000,- RM abgelöst.

Um 1830 waren der Domänenpächter Georg Frankenberg und seine Schwester sehr bemüht, der Eddigehäuser Bevölkerung eine gute schulische und handwerkliche Ausbildung zu geben. Leider wurde dieses aber von dem Pastor und dem Lehrer als lästige Konkurrenz angesehen und mit dem Zitat „Frankenbergische Industrieschule“ abgetan.

1834 wanderten die Frankenbergs nach Amerika aus. Nach dem gleichen Prinzip arbeiteten sie in Amerika (Columbus/Ohio) und waren dort sehr beliebt und erfolgreich.

Heinrich Hardege, Ortsheimatpfleger

Zur jüngeren Geschichte

Von 1963 bis 1999 hatte Wilhelm Buitkamp die Pfarrstelle in Eddigehausen inne. Nachdem davor jahrelang eine Vakanz geherrscht hatte, baute er, zusammen mit seiner Frau Gertrud, die Gemeinde behutsam wieder auf. Der Frauenkreis, der Kirchenchor und der Posaunenchor wurden gegründet; letztere bestehen noch heute. Ein neues Pfarrhaus wurde gebaut (das alte Pfarrhaus wurde an die Sparkasse verkauft), die Pfarrscheune wurde zum Gemeindehaus umgebaut, und die Kirche von 1786 wurde im Inneren total renoviert und modernisiert, unter anderem mit neuen Bänken, neuer Beleuchtung und einem neuen zentralen Kirchenfenster.

Obwohl Gertrud und Wilhelm Buitkamp jetzt in Göttingen wohnen, sind sie unserer Gemeinde weiterhin verbunden, und ab und zu erfreut uns Wilhelm Buitkamp sonntags mit einem von ihm gehaltenen Gottesdienst.

Als Wilhelm Buitkamp in den Ruhestand ging, wählte die Gemeinde Dr. Martin Heimbucher zu seinem Nachfolger. Auf seinen Vorschlag hin wurde erstmals ein Laie Vorsitzender des Kirchenrates; vorher wurde dieses Amt immer vom Pastor wahrgenommen. Er regte auch an, dass sich Kirchenrat und Gemeindevertretung einmal im Jahr zu einem Klausurwochenende zurückzogen, um sich besser kennen zu lernen und konzentriert ein Thema zu besprechen, das auf den monatlichen Kirchenratssitzungen zu viel Zeit in Anspruch genommen hätte. Ebenfalls einmal pro Jahr fanden die „Eddigehäuser Gespräche“ statt, meist drei Abende, an denen ein aktuelles Thema mit eingeladenen Spezialisten diskutiert wurde. In den Sommermonaten wurden in der Kirche Konzerte unter dem Motto „Musik für Spaziergänger“ organisiert, und zum hundertsten Geburtstag von Dietrich Bonhoeffer wurde das Bonhoeffer-Musikspiel aufgeführt. Einmal im Monat konnte sich die Gemeinde nach dem Gottesdienst beim Kirchenkaffee treffen.

In die Amtszeit von Pastor Heimbucher fiel auch der Rückkauf des Alten Pfarrhauses, als die Sparkasse ihre Filiale in Eddigehausen aufgab. Dadurch bot sich die Möglichkeit, der Eddigehäuser Bevölkerung eine attraktive Begegnungsstätte zur Verfügung zu stellen, die vom 2007 gegründeten Verein „Treffpunkt Altes Pfarrhaus“ (kurz „TAP“) als Mieter ehrenamtlich betrieben wird. Zu den festen Öffnungszeiten am Wochenende werden Kuchen, Torten und kleine Speisen angeboten. Dazu kommen Veranstaltungen wie der monatliche Mittagstisch, Spiele- und Kreativnachmittage, Kultur- und Musikveranstaltungen, verschiedene Feste und der in der gesamten Region bekannte jährliche Kunstmarkt im Juni. Für private Feiern und Veranstaltungen können die Räumlichkeiten auch außerhalb der Öffnungszeiten gemietet werden. Beim Neujahrsempfang des Flecken Bovenden am 15. Januar 2017 wurden die Vorstandsmitglieder des TAP Eddigehausen (namentlich Jörg Ahlborn, Rudolf Pigulla, Rosemarie Eichberg, Ulrike Cardis, Joachim Zamponi und Robert Schlichtenberg) von Bürgermeister Thomas Brandes für ihr besonderes Engagement ausgezeichnet.

Als uns Pastor Heimbucher im Jahre 2007 verließ, um eine Stelle beim Kirchenamt der EKD in Hannover anzutreten, gab es zunächst eine dreimonatige Vakanzzeit, die von Pastor Henning Goeden ausgefüllt wurde. Die Gemeinde Eddigehausen bekam dann mit Reyershausen eine gemeinsame Pfarrstelle, die Dr. Karl Friedrich Ulrichs versah. Genau wie seine beiden Vorgänger legte er großen Wert auf die musikalische Seite des Gemeindelebens. In seine Amtszeit fiel der 550. Geburtstag unserer Glocke „Maria“, der 2008 mit einem Glockenfest gebührend gefeiert wurde. Im Februar 2010 wurde der "Förderverein Kirchengemeinde Eddigehausen" gegründet, der mit Geld, aber vor allen Dingen mit dem Engagement möglichst vieler Gemeindeglieder das kirchliche Leben in Eddigehausen bereichern, fördern und entwickeln möchte.

Nachdem uns Pastor Ulrichs im Sommer 2010 überraschend verließ, war die Pfarrstelle über zwei Jahre vakant. Für eineinhalb Jahre konnte Pastorin Gabriele Persch mit einer halben Stelle den Dienst in Eddigehausen und Reyershausen als Vakanzvertretung versehen.

Am 30. September 2012 wurde dann Pastorin Christina Klasink einstimmig zur neuen Pastorin für Eddigehausen und Reyershausen gewählt. Ihren Dienst trat sie am 1. Dezember desselben Jahres an. Für die beiden Dörfer steht ihr noch eine Dreiviertelstelle zur Verfügung; den Rest ihrer Arbeitszeit verbringt sie mit Aufgaben in der evangelisch-reformierten Gemeinde in Göttingen.