Unser Beitrag zur Fußball-WM - Juni 2014

Copa do Mundo 2014 – Alle Augen auf Brasilien
„Was denkst du über die Copa?“

„Ich bin total genervt von der ganzen Verschwendung von Steuergeldern, und dann noch die Fifa, die sich viel zu viel einmischt! ... Moment mal, wird das in Deutschland veröffentlicht? Dann schreib, dass wir sehr stolz sind, dieses große Ereignis hier bei uns ausrichten zu dürfen...“
Solche Antworten kamen, als ich in der Gemeinde nach Meinungen zur Weltmeisterschaft fragte. Intern ist die Kritik an den vielen Schwächen der Vorbereitung und Organisation immens, aber letztlich hoffen alle, dass am Ende schöne Bilder von Brasilien überwiegen.
Jetzt schon ist klar, dass der ganz große Besucheransturm nicht stattfinden wird. Inlandsflüge im entsprechenden Zeitraum sind überraschend billig zu haben, und die Hotels können sich den erwarteten vierfachen Übernachtungspreis wohl auch abschminken. Zu groß ist wohl bei den meisten ausländischen Fußballfans die Skepsis, auf eigene Faust nach Brasilien zu reisen.

Gewonnen hat schon jetzt das politische Bewusstsein der Bevölkerung, die die von der Fifa für die Stadien eingeforderten Standards endlich auch in den Schulen und Krankenhäusern verwirklicht sehen will. Proteste während der Weltmeisterschaft wird es sicher geben, und das ist gut so.
Unsere Ev. Kirche luth. Bekenntnisses in Brasilien versucht präsent zu sein, wie es ihr proportional zur eigenen Größe (0,5% der Bevölkerung) möglich ist. Es gibt mit Pastorin Lusmarina Campos Garcia in Rio de Janeiro eine Beauftragte für die Copa, und in den Spielorten werden zentral Gottesdienste und Seelsorge für die Touristen angeboten. In unserer kleinen Gemeinde in Vila Campo Grande/São Paulo machen wir mit, so gut wir können.
Insgesamt gibt es eine Tendenz, die Trauben eher wieder etwas tiefer zu hängen. Anfangs war geplant, für die Dauer der Spiele Schulferien zu verordnen, jetzt läuft es wohl darauf hinaus, an den Spieltagen Brasiliens in der Stadt des Spielorts Feiertage zu dekretieren. Ansonsten geht das Leben ganz normal weiter
.
All das sind Überlegungen vor dem Anpfiff des ersten Spiels. Ab da wird alles anders und die Begeisterung im Land des Fußballs gigantisch sein. Wie groß, das hängt am Ende sehr stark vom sportlichen Erfolg der „Seleção“ ab. Der „HEXA“ (= 6. Titel) muss her, alles andere ist eine Niederlage. Keinen Zweifel habe ich daran, dass die Weltmeisterschaft ohne große Pannen erfolgreich durchgeführt wird. Das ist klar, immerhin ist Gott Brasilianer, wie man hier zu sagen pflegt.

Wilhelm Nordmann – von 2006 bis 2012 ev.-luth. Pastor in Bovenden; heute Pastor der Gemeinde Vila Campo Grande in São Paulo

Sport ist spannender als Kirche ...!?

Wo werden sich während der WM mehr Menschen aufhalten, vor dem Fernseher oder in der Kirche? Ich selber schaue auch gern Sport. Und ich frage mich: Warum reizen mich, der ich doch Theologe bin, Sportveranstaltungen immer wieder? Warum schauen mehr Menschen das „Aktuelle Sportstudio“ oder die „Sportschau“ anstatt das „Wort zum Sonntag“? Das Wichtigste bei Sport und Spiel ist die Spannung.
Klare Favoriten können verlieren. Der Gewinner steht immer erst am Spielende fest. Während des Spiels erlebe ich Eigenschaften, die in der Alltagswelt kaum anzutreffen sind. Ich sehe Engagement, Einsatzbereitschaft und den Willen zum Gewinnen. Niemand spielt für sich, jeder spielt mit und für die anderen. Das Entscheidende beim Sport ist: Es geht um Sieg oder Niederlage. Meine Mannschaft kann gewinnen, aber auch verlieren. Darum der Einsatz, darum die Aufregung, darum die Erleichterung, wenn ich auf dem Heimweg sagen kann: “Wir haben gewonnen!“ Darum die Enttäuschung, wenn man sich eingesteht: „Wir haben verloren“. Ich denke, darin ist der Sport ein Spiegelbild unseres Lebens. Auch wirwollen gewinnen und wir haben Angst vorm Verlieren. Wir kämpfen, aber nicht nur beim Sport. Viele kämpfen um Arbeitsplätze, um einen Menschen, den wir brauchen, um Glück und Heil, um unser Leben und Dasein. Gewinnen ist immer angenehm. Das Verlieren ist zu ertragen, denn es ist ja nur ein Spiel. Aber das wirkliche Leben ist kein Spiel. Niederlagen machen das Leben schwer. Immer wieder höre ich: „Sport ist spannender als Kirche. In der Kirche wird vorbehaltlos gesagt: Gott hat alles für dich getan. Du bist Gewinner. Seine Verheißung gilt dir“.
Das klingt für viele langweilig. Aber in meinem Alltagsleben brauche ich auch die Gewissheit, die im Gottesdienst laut wird. Ich brauche das Gefühl, dass mein Leben beschützt ist, dass ich bei Niederlagen getragen werde und dass ich letzten Endesnicht mit Gott verlieren kann. Dass wir mit Gott gewinnen können, darum ist Gottes Sohn in unsere Welt gekommen. Im Kind in der Krippe ist Gott in die Bedingungen des Daseins eingewandert, und als Mann am Kreuz ist er den Niederlagen entgegen getreten. Gottes Sohn schenkt uns Mut und Hoffnung trotz zahlreicher Niederlagen. Und so dürfen wir hoffen und vertrauen: Gott schenkt uns durch Jesus seine Nähe, damit du an den Niederlagen des Lebens nicht verzweifelst.
Pastor Uwe Völker

Die Fußball-WM gemeinsam live genießen:
Die ev. Kirchengemeinde Bovenden will feste feiern…

Die Evangelische Kirche in Deutschland hat 2014 wieder einen Rahmenvertrag mit der FIFA geschlossen, nach dem evangelische Kirchengemeinden zur Liveübertragung der Fußball-Weltmeisterschaft einladen dürfen. Warum also alleine vor dem heimischen Fernseher hocken, wenn es gemeinsam viel mehr Spaß macht?
Die Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien beginnt mit dem Eröffnungsspiel in São Paulo am 12. Juni 2014 und endet am 13. Juli 2014 mit dem Finale in Rio de Janeiro.
Die evangelische Kirchengemeinde Bovenden lädt zum Public Viewing ein. Gezeigt werden alle Spiele mit Beteiligung der deutschen Fußball-Nationalmannschaft und das Endspiel. Der Eintritt ist frei, Speisen und Getränke gibt es für kleines Geld. Und der besondere Clou: Auf der Speisekarte stehen immer kleine nationaltypische Gerichte aus dem Land des Gegners.
Pastor Uwe Völker

Vorläufiger Spielplan für die Liveübertragung:
Montag, 16. Juni 2014:
17.30 Uhr 5-Minuten-Andacht (Pastor Völker) zum Thema Fußball; anschließend Public Viewing des Spiels Deutschland - Portugal (Spielbeginn 18.00 Uhr)
Samstag, 21. Juni 2014:
18.00 Uhr Ökumenischer Gottesdienst zur Fußball-Weltmeisterschaft (Pastor Haase,
Pastor Völker, Predigt: Diakon Ziehe) in der katholischen St. Franziskuskirche in Bovenden;
anschließend im Dietrich-Bonhoeffer-Haus bunter Abend mit Getränken und kleinen Speisen und Public Viewing des Spiels Deutschland - Ghana (Spielbeginn 21.00 Uhr)
Donnerstag, 26. Juni 2014:
17.30 Uhr 5-Minuten-Andacht (Pastor Völker) zum Thema Fußball; anschließend Public Viewing des Spiels Deutschland - USA (Spielbeginn 18.00 Uhr)

Die weiteren Termine für das Public Viewing im Verlauf des Turniers bis zum Endspiel
ergeben sich dann aus den Platzierungen in den Gruppen.

„Ein Leben ohne Gott ist wie Fußball ohne Ball“

Am 14. Juni findet der Konfi-Cup in Weende statt. Die Konfirmanden haben sich mit dem Thema Fair Play beschäftigt,
haben sich kreative Mannschaftsnamen gegeben, und viele fiebern auf die WM in Brasilien hin. Nun wird es spannend, sowohl beim Konfi-Cup als auch bei der WM. Welchen Verlauf wird das Fußballturnier nehmen? Wird Deutschland bis ins Finale kommen – wird Bovenden gewinnen?
Und plötzlich reden manche vom „Fußballgott“. Von Gott im gleichen Atemzug mit Fußball zu reden, liegt nahe. Die Fans richten hohe Erwartungen an ihre Mannschaft. Spieler erleben himmlisches Getragensein genauso wie tiefste Enttäuschung. Religion spiegelt sich hier wieder. Und da ist es gut, wenn auch Fußballer Halt im Glauben haben
oder suchen. „Ich glaube einfach, dass Gott mit im Spiel meines Lebens ist“, sagt Bastian Schweinsteiger, und Arne Friedrich sagt: “Die Bibel ist immer dabei, gehört einfach in mein Reisegepäck“.
Manche Spieler bekreuzigen sich, wenn sie aufs Spielfeld kommen. Im Torjubel strecken sie ihre Hände zum Himmel, und ihre Freude richtet sich nicht nur an Fans, sondern auch an Gott. Für sie ist Glauben nicht nur Privatsache, sondern der Glaube gehört mitten in ihr Leben. Niemand hat sein Leben vollständig in der Hand und damit auch nicht den Erfolg. Jeder Erfolg setzt mehr voraus als nur menschliche Anstrengung. Ja, so passen der Dank an Gott
und der Jubel über ein Tor auch mal zusammen. „Ich schöpfe aus der Kraft des positiven Denkens und aus dem täglichen Gespräch mit Gott", sagt Ottmar Hitzfeld und vermittelt somit Spielern, dass man mit einem Fußballturnier nicht halbherzig umgehen darf, denn Fußball ist ein starkes Stück Leben. Ich denke, das werden wir erleben.
Aber Achtung – Gott lässt sich auch durch Beten nicht auf die eigene Seite ziehen. Das Gebet kann niemals die eine gegen die andere Mannschaft ausspielen. In Jesu Namen sollen wir bitten, aber nicht jede unserer Bitten nimmt er an in seinem Namen.
Einen Fußballgott gibt es so wenig wie einen Wettergott. „Das mit dem Fußballgott ist Blödsinn, es gibt nur einen Gott, und der hat mit Fußball nichts zu tun“ meinte Olli Kahn. Dass ein begnadeter Spieler wegen seiner überragenden Spielweise als „Fußball-Gott“ bezeichnet wird, ändert daran gar nichts. Ein Sieg bringt einen noch nicht in den Himmel und bei einer Niederlage geht die Welt nicht unter. Gott steht für die Fülle des Lebens – Fußball kann erfüllen. Fußball ist ein Lebensdrama und viele Gefühle sind dabei. All diese Gefühle dürfen wir vor Gott bringen, aber auch im Fußball gilt: Du sollst keine anderen Götter haben neben mir. Die Schwächen unserer Zeit sind dem Fußball nicht fremd. Personenkult und Vermarktung gehören dazu. Das würde Jesus nicht gutheißen. Aber er würde sich über faire und gute Spiele freuen, denn er stellte sich auf die Seite der Gerechtigkeit und der Menschenwürde. Gegen Rassismus würde er seine Stimme erheben und jeder Unterdrückung entgegentreten. Deshalb wird beim Konfi-Cup ausschließlich mit fair gehandelten Bällen gespielt. Hoffentlich werden sich Spieler und Fans im Sinne Jesu begegnen, miteinander feiern und auf Hass und Gewalt verzichten.
Freuen wir uns auf die WM und auf den Konfi-Cup.
Pastor Uwe Völker

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