Taufe neu entdecken

Die Geschichte der Taufe
Der Ursprung der Taufe liegt bei dem Bußprediger Johannes, auch „der Täufer“ genannt. Um das Jahr 30 n. Chr. rief er die Menschen im Jordantal dazu auf, Buße zu tun und einen Neubeginn mit Gott zu machen. Als Zeichen der Umkehr tauchte er sie im Jordan unter – das griechische Wort für Taufe bedeutet nichts weiter als „eintauchen“. Unter diesen ersten Täuflingen war auch Jesus von Nazareth, der bei seiner Taufe den Heiligen Geist von Gott empfing (nachzulesen in Matth. 3).
Obwohl Jesus selber nicht getauft hat, wurde in der urchristlichen Gemeinde die Taufe von Anfang an gefeiert. Grundlegend für diese Praxis ist bis heute der so genannte Taufbefehl aus der Bibel (Matth. 28,18-20).
In den ersten christlichen Jahrhunderten war die Taufe überwiegend Erwachsenen vorbehalten; erst ab dem 5. Jahrhundert setzte sich die Kindertaufe immer mehr durch und wurde schließlich die Regel.
Die Form der Taufe hat sich im Laufe der Kirchengeschichte immer wieder verändert. In der „Didache“, einer frühchristlichen Gemeindeordnung aus dem 2. Jahrhundert, heißt es: „Tauft auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes mit lebendigem (fließendem) Wasser. Wenn du aber kein lebendiges Wasser hast, taufe in anderem Wasser. Wenn du aber nicht in kaltem Wasser (taufen) kannst, (dann) in warmem. Wenn du aber beides nicht hast, dann gieße auf den Kopf dreimal Wasser auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“.
Noch Martin Luther empfiehlt, „dass man nach Wortlaut des Wörtleins Taufe das Kind oder jeden, der getauft wird, ganz hinein ins Wasser senkt und tauft und wieder herauszieht“. Dementsprechend waren die meisten mittelalterlichen Taufbecken auch deutlich größer, als wir sie heute kennen.
Pastor Uwe Völker

Annäherung an die Taufe
„Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein“ (Jesaja 43,1). Das ist Gottes Versprechen. Es ist sein Wunsch, jeden neuen Menschen persönlich willkommen zu heißen. Jeder Mensch ist einmalig, jedes Geschöpf steht unter Gottes persönlichem Schutz und hat unendlichen Wert. Die Taufe ist eine besondere Möglichkeit für Eltern, dem Schöpfer für das große anvertraute Geschenk zu danken.
Jesus fordert uns dazu auf, Menschen zu taufen, ohne dabei genau den Zeitpunkt festzulegen. Ich kann als Kind, Jugendlicher oder Erwachsener getauft werden. Es ist immer eine öffentliche Bejahung Gottes. Ihm muss dafür nichts vorgebracht werden. Darum ist es nicht verwunderlich, dass mehrheitlich Kinder getauft werden. Auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes. Gott schließt dabei einen Freundschaftsbund mit dem Menschen. Er besiegelt eine Freundschaft, die seinerseits unzerstörbar ist. Das ist ein gewaltiges Versprechen! Auch
Kinder wissen früh, wer eine gute Freundin ist.
Das Wasser ist bei dieser Zeremonie ein wichtiger Faktor. Es wäscht symbolisch für alle Zeit die Beziehung zwischen dem Täufling und dem Schöpfer rein. Getaufte können Gott in allen Lebenslagen daran erinnern. Denn Jesus ist bis in den Tod gegangen und hat alles, was die Freundschaft im Leben belastet, begraben. Das Taufwasser deutet auf die Vergebung hin, um die wir Christen Gott immer wieder bitten.
Die Taufe eröffnet auch den Beginn des Annäherung an die Taufe christlichen Lebens. Jeder startet sein eigenes
Leben in der Nachfolge Jesu. Nicht allein, sondern in der Gemeinschaft der Christen vor Ort und auf der ganzen Welt. Die Nachfolge Jesu kann früh beginnen. Er selbst ließ Mütter mit ihren Kindern zu sich kommen, um sie zu segnen. Dieser öffentliche Segenszuspruch entlastet auch Eltern in ihrer Verantwortung. Gott verspricht bei der Taufe, sich mit um das Kind zu kümmern. Gottes Liebe und Zusage ist bedingungslos. Das ist noch immer das stärkste Argument für die Taufe im Kindesalter. Auch die Kirchengemeinde hält Angebote vor, Kinder zu Jesus zu bringen. Diese Begleitung zu bejahen und für das Kind dem Schöpfer zu danken, reichen aus, sich zum Taufgespräch zu melden.
Jenny Robbert

Unser Taufwunsch
Annika und Christoph Zorn aus Bovenden haben sich bewusst für die Taufe ihrer Söhne entschieden. Sie erzählen, was ihnen dabei wichtig ist.
Warum möchten Sie, dass Ihre Söhne getauft werden?
Weil wir Christen sind. Wir glauben an den dreieinigen Gott und fühlen uns in und mit unserem Glauben gut aufgehoben und geborgen. Diese Gefühle wünschen wir uns auch für unsere Söhne. Wir möchten, dass sie, wie wir, im Glauben Halt, Zuversicht und Hoffnung finden. Auf diesem Weg wollen wir sie, so gut es geht, unterstützen. Da wir überzeugt von unserem Glauben sind, erscheint es uns „richtig“, auch sie von klein auf in die Gemeinschaft der Christen aufzunehmen. Außerdem ist es uns wichtig, dass unsere Söhne selbstverständlich mit christlichen Werten
wie Gerechtigkeit, Hilfsbereitschaft und Menschenwürde aufwachsen. Natürlich ist die Taufe auch ein wunderbarer Anlass, als Familie zusammenzukommen und den besonderen Tag zu feiern.
Wie haben Sie entschieden, welche Konfession Ihre Kinder bekommen sollen?
Ich (Annika Zorn) bin evangelisch-lutherisch, mein Mann ist katholisch. Weil ich evangelische Theologie studiere und mich etwas mehr um die alltägliche christliche Erziehung kümmere, ist die Entscheidung gefallen, dass die beiden ebenfalls evangelisch-lutherisch getauft werden. Dennoch dürfen und sollen sie die katholischen Traditionen kennenlernen und miterleben. Von den jeweils vier Paten gehören zwei dem evangelischen und zwei dem katholischen Glauben an und wir hoffen, dass sie uns dabei helfen, unseren Söhnen den Glauben nahe zu bringen.
An welcher Stelle können Ihre Söhne denn noch selbst über ihren Glauben entscheiden?
Ein Stück weit ist die Taufe für uns auch eine Tradition. Wir wurden selbst als Babys getauft und haben später unseren Glauben in Kommunion und Konfirmation/Firmung bekräftigt. Wir können von uns sagen, dass der Weg so gut war. Sollten unsere Söhne später nicht konfirmiert werden wollen, werden wir ihre Entscheidung akzeptieren. Sie dürfen dann entscheiden, ob sie der christlichen Gemeinschaft weiterhin angehören möchten oder nicht.
Muss man ein Kind taufen lassen, um es christlich erziehen zu können?
Nein, ich denke, man kann seine Kinder auch im christlichen Glauben erziehen, ohne sie taufen zu lassen. Man kann Geschichten aus der Bibel lesen, beten, einen Gottesdienst besuchen. Aber unser Wunsch war und ist eben die Taufe. Wir haben unseren Söhnen ganz bewusst Paten zur Seite gestellt, denen wir vertrauen. Genauso wenig
wie man Gott rational erklären kann, können wir unseren Taufwunsch erklären und begründen. Für uns fühlt es sich so ganz einfach richtig an.
Annika (und Christoph) Zorn

"Ich wünsche mir, dass Gotte mich begleitet"
Ein Konfirmand lässt sich taufen
Mit der Konfirmation bestätigen Jugendliche ihre Taufe, über die sie als Baby oder Kleinkind noch nicht selbst entscheiden konnten. Aber manche Jugendlichen sind noch gar nicht getauft, so dass ihr Konfirmandenunterricht
der eigentliche Taufunterricht ist. Für den Konfirmanden Nicolas Zimmer führte der Weg in diesem Frühjahr zur Taufe. Uwe Völker hat nach der Taufe mit ihm gesprochen.
Du hast dich als Konfirmand taufen lassen. Wie kam es dazu?
Vor zwei Jahren hat meine Schwester sich taufen lassen. Ich fand es sehr schön und dachte: Das möchte ich auch. Aber ich wollte noch mehr darüber wissen und habe mich deshalb zum Konfirmandenunterricht angemeldet. Es war schön, ehemalige Mitschüler der Grundschule wieder zu sehen und mit ihnen Spaß zu haben.
Was war dir an diesem Tag wichtig?
Ich wollte, dass meine Familie dabei ist und ich wollte in die Gemeinschaft der Gemeinde aufgenommen werden. Ich war natürlich auch ein wenig aufgeregt, denn ich stand ja alleine am Taufbecken und alle schauten auf mich. Ich kann es nicht so richtig erklären, aber ich möchte, dass Gott mich schützt.
Was hat die Taufe mit dir gemacht?
Ich habe Zeit gebraucht, zu verstehen, was zum Glauben gehört und um mich für den christlichen Glauben und die Gemeinschaft in der Kirche zu entscheiden. In der Konfirmandenzeit haben mich besonders die Themen „Tod und Leben“ und die Zehn Gebote angesprochen, denn ich glaube, sie sind für das Leben wichtig. Vielleicht kann ich auch sagen: Die Taufe hat mich ein bisschen erwachsener gemacht.
Was hast du empfunden, als das Wasser dich berührte und dein Taufspruch verlesen wurde?
Nun bin ich aufgenommen. Das Wasser steht ja für das Leben und ich hoffe, Gott wird mir ein glückliches Leben schenken. Auch die Wünsche meiner Mitkonfirmanden gingen in diese Richtung. Meinen Taufspruch habe ich mir selbst ausgesucht und auch er macht deutlich, dass ich mir wünsche, dass Gott mich begleitet. Nun bist du Christ, gehörst zu Jesus.
Was bedeutet das für dein Leben?
Mit Herrn Ziehe habe ich ein Gebet formuliert. Ich glaube, da ist alles angesprochen, was für mein Leben wichtig ist:
"Gott, ich habe mich dir anvertraut, der Macht der Liebe und deines Friedens. Lass mich durch Jesus den Mut gewinnen, Gutes beim Namen zu nennen und Böses nicht hinzunehmen, für Gerechtigkeit einzustehen, die Freiheit anderer zu achten und menschlich miteinander zu leben. In der Taufe hast du mich mit dir verbunden und mir deinen Schutz und Segen zugesagt. So hoffe ich und bitte, dass dein guter Geist mich leite und mein Glaube sich bewährt. Amen"

Pate werden - was heißt das?
Viele Kinder, die wir taufen, bekommen auch Taufpaten. In der reformierten Tradition ist das nicht zwingend notwendig – hier übernimmt die gesamte Gemeinde die Verantwortung, das Kind im Glauben zu erziehen. Trotzdem wünschen sich manche Eltern Taufpaten für ihr Kind. Heike Reddehase ist mehrfache Patin und erzählt von ihren Erfahrungen.
Wer sind deine Patenkinder? Wie lange bist du schon Patin?
Mein erstes Patenkind und gleichzeitig auch mein Cousin, Simon, ist der Sohn meiner Tante mütterlicherseits. Catrin ist die Tochter meiner Schwester. Später habe ich noch zwei Patenschaften aus dem Freundeskreis übernommen. Die Patenschaft von Simon habe ich 1980 übernommen, die Patenschaft von Catrin 1987.
Als Du gebeten wurdest, Patin zu werden – was hat dich dazu bewogen, „Ja“ zu sagen?
Da ich bei der Übernahme meiner ersten Patenschaft gerade erst seit einem dreiviertel Jahr konfirmiert war, habe ich mich sehr darüber gefreut, die Patenschaft anzunehmen. Es war für mich etwas ganz Besonders. Bereits nach Simons Geburt bin ich mindestens einmal die Woche mit dem Fahrrad und später mit meinem Mofa die 7 km lange Strecke zu ihm gefahren. Bei Catrin wohnte ich schon nicht mehr in meiner Heimatgemeinde, aber es war für mich eine Selbstverständlichkeit, auch für das Kind meiner Schwester Verantwortung zu übernehmen.
Was bedeutet es für Dich, Patin zu sein?
Einen Menschen durch das Heranwachsen zu begleiten, Zeit miteinander zu verbringen und, wenn nötig, auch Verantwortung zu übernehmen.
Wie würdest Du Deine Beziehung zu deinen Patenkindern beschreiben? Welchen Unterschied macht es für die Beziehung, dass Du ihre Patin bist?
Die Beziehungen sind sehr unterschiedlich und es macht bei meinen ersten beiden Patenschaften keinen Unterschied, ob ich nun Patentante oder nur Cousine bzw. Tante bin. Zu Simon waren die ersten Jahre bis zum Beginn meines Berufslebens sehr intensiv. Bei Catrin hatte ich dann schon nicht mehr die Zeit, wie ich sie bei Simon in den ersten Jahren gehabt habe. Beide sind mittlerweile verheiratet und Catrin bekommt im Sommer ihr erstes Kind. Zu meinen anderen beiden Patenkindern besteht leider kein Kontakt mehr. Hier hat es allerdings einen großen Unterschied in der Beziehung gemacht, dass sie meine Patenkinder waren. Dadurch waren sie nicht „nur“, wie die anderen, die Kinder von Freunden.
Wie hast Du den Auftrag umgesetzt, an der Erziehung der Kinder im christlichen Glauben mitzuwirken? Welchen
Stellenwert hat dieser Aspekt des Patenamts für Dich?
Wenn wir zusammen waren, habe ich schon versucht, ihnen „Werte“ zu vermitteln, was für mich persönlich auch ein Teil des christlichen Glaubens ist. Der Aspekt der Erziehung im christlichen Glauben hat für mich bei der Ausübung des Patenamtes keine große Rolle gespielt. Dies war mir auf Grund meines Alters und meiner persönlichen Entwicklung noch nicht möglich.
Was hast Du Deinen Patenkindern immer gewünscht? Was ist war Dir für sie immer besonders wichtig?
Ich habe meinen Patenkindern immer ein glückliches und zufriedenes Leben gewünscht. Denn dies sind gute Voraussetzungen für ein christliches Leben.

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