Borkum-Freizeit 2012

Gehört hatten wir schon viel darüber. Freizeit für Senioren, Erholung pur für die älteren Semester.Trotz der Vorkenntnisse erschien es uns  wie die Klassenfahrt ins Landschulheim. Die einen kannten sich aus, waren schon teils mehrfach im Haus Blinkfüer oder sogar in der Villa Gerhards gewesen, hatten Pastor Buitkamp Choräle blasen hören und wussten, wo es die besten Ostfriesentorten mit „Bohnensuppe“ gab. Die anderen, die  Ahnungslosen, die den Trip zum ersten Mal antraten, das waren wir. Überraschend war der Zusteigeort: Haltestelle Rauschenwasser!  Dabei hat sich der Lehrkörper, das Management sicher etwas gedacht, war die Meinung der Reyershäuser  und Eddigehäuser Mitfahrer.  Eingestiegen und weiter  zum „Haus der Mitte“, wo die Mehrheit schon wartete. Nach dem Kofferverstauen ab nach Emden im fernen Friesenland. Ohne Stau oder sonstige Unbill (unser freundlicher Fahrer hat uns ohne die sonst übliche Umpa-Umtata-Musik reisen lassen; ihm sei dafür gedankt) waren wir pünktlich nach Emden zum Hafen gekommen und konnten an Bord gehen.  Ab hier waren wir nun in der Obhut von Frau Kliem und Frau Herrmann, welche uns nett, souverän und  immer  ansprechbar  begleiteten. Die Seereise verlief ruhig, und nach circa zweieinhalb Stunden konnten wir den „Borkum-Express“ mit seinen lustigen, farbigen Wagen besteigen, um ins Zentrum der Ortschaft zu gelangen. Vom Bahnhof waren es noch zweihundert Meter, und wir hatten unser Erholungs-Domizil erreicht.
Nach dem Einzug in unsere Zimmer und der Beseitigung eventueller Schwachstellen im Mobiliar  waren wir offen und bereit  für alles weitere, zum Beispiel: Frühstück,  Mittag- und Abendessen! Sehr schnell erhielten die Tage eine gewisse Struktur. In der Regel ging Frau Kliem ganz früh zum Strand, um zu sehen, ob die Nordsee  noch vorhanden war.  Manchmal war das Wasser aber auch weg, denn es  wurde ja vielleicht in Sylt gebraucht, um dort höhere Wellen machen zu können. Borkum selbst  ist nämlich sehr zurückhaltend und bescheiden. Eine Insel ohne Schickimicki-Ambitionen. Eine Wohltat!
Nachdem Frau Kliem vom Strandlauf zurück war, konnte der Tag dann oft mit Gymnastik, Yoga,  Aerobic  oder anderen Verrenkungen beginnen. Vor dem Frühstück hat uns Herr Burkhardt etwas  erzählt  oder vorgelesen und das Morgengebet gesprochen.  Mit ihm waren auch die Abende recht unterhaltsam, denn Hans Fallada  vorgelesen zu bekommen war sehr interessant und hat viel Spaß gemacht. Danke, Peter! Es wurden aber auch der Borkumer Shanty-Chor besucht oder in großer Zahl zu einem  Kirchenkonzert gepilgert.
Wer hätte gedacht, dass so viele Jazzfreunde unter uns waren. Als das Konzert anfing, waren viele jedoch von der großen Lautstärke überrascht. Die vier Musiker waren offensichtlich bemüht, das Fehlen ihres Vibrafonisten durch mehr eigene Leistung an Gitarre, Schlagzeug, Bass und Trompete  auszugleichen. Irgendwann hatten sich Publikum und Band aber miteinander versöhnt, und die Stimmung war so gut, dass der Schlagzeuger  seinen Arbeitsplatz verließ und mit nur zwei Trommelstöcken alles beklopfte, was ihm in der ev.-luth. Kirche unterkam: Heizungsrohre, Taufbecken und die Brille von Frau Pätzold wurden als Resonanzkörper benutzt. Bei einigen sensiblen Gemütern unter uns war dies  eine Entweihung sakraler Gegenstände und nicht unbedingt nötig. Frau Pätzold dagegen war froh, dass sie keinen Schaden an den Gläsern davontrug, denn sie hatte die Brille auf der Nase, als der Künstler sie bespielte. Eine Art „Musik als Spaziergänger“.  Als er sich wieder hinter seiner Schießbude, den Trommeln und Becken, zurückgezogen hatte, brandete verdienter Beifall auf; eine tolle rhythmische und dynamische Leistung hatten wir  erlebt.  „Wellness à la Jesperanto – der Ton machte die Musik“.
Dank vieler Helfer und unserer beiden guten Feen durften wir eine kurzweilige und erholsame Zeit verleben. Immer war etwas los, und die Zeit verging im Flug. Die  Fahrt zur Besichtigung des Feuerschiffs „Borkum Riff“, eine Inselrundfahrt mit dem Oldtimer- Omnibus, der Besuch des Inselmuseums „Dykhus“, die Wanderung übers Watt in die Nähe der Seehund-Sandbänke: dies sind nur einige  der Stationen, die mir jetzt, Monate später,  spontan einfallen.

Essen, Unterbringung, Gastfreundschaft: alles war zu unserer „vollsten Zufriedenheit“!! Selbst das Wetter war jeden Tag vorhanden und nicht einmal schlecht. Wer mehr über unseren Aufenthalt wissen möchte, der muss sich für die nächste Freizeit anmelden und kann dann im Gästebuch  der Villa Gerhards das ausführliche Protokoll von Peter Burkhardt nachlesen.

Rolf Schöning, Text // Peter Burkhardt, Fotos   

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