Der Zauber der weißen Hugenotten-Stadt an der Weser

Lieblich und idyllisch liegt die hessische Weser-Stadt Bad Karlshafen mit ihren weißen Häusern im Drei-Bundesländer-Eck von Hessen, Nordrhein-Westfalen und Niedersachen. Die planmäßig angelegte barocke Altstadt erweckt den Anschein, als wäre die Zeit vor einigen Jahrzehnten stehen geblieben, und auch sonst scheinen im wunderschönen Luftkurort die Uhren etwas anders zu gehen. Der heutige Kern des Städtchens Bad Karlshafen wurde im Jahre 1699 als Sieburg (Syburg) von Landgraf Karl erbaut, um Hugenotten anzusiedeln. Und so kam es auch, dass die ersten Einwohner hugenottischer und waldensischer Herkunft waren.

Bad Karlshafen

Der Landgraf hatte große Pläne mit der neuen Fabrik- und Handelsstadt, die sein Ingenieur und Baumeister Friedrich Conradi für ihn entwarf. Sein Vorhaben, mit Hilfe des Landgraf-Carl-Kanals, welcher auf Grund der geographischen Beschaffenheiten nie vollendet wurde, die Zölle zu umgehen, konnten jedoch nur teilweise realisiert werden, ebenso wie die weiteren Ausbaupläne für die Stadt Karlshafen. Die Umbenennung des Städtchens Sieburg in Carlshaven geschah 1717 durch den Hofbaumeister Paul du Ry. 1935 wurde aus dem C ein K, und wieder 42 Jahre später gelangte die Stadt Bad Karlshafen auf Grund des Solevorkommens zu ihrem Luftkurortstatus.

Pastor

Neben der landschaftlichen Schönheit, in die Bad Karlshafen gebettet liegt, hat die kleine verträumte Stadt auf Grund ihrer einstigen Bewohner kulturell eine Menge zu bieten. Mitten im barocken Stadtkern, nahe der Kirche, liegt das Hugenotten-Museum. Auf drei Etagen stellt es die Geschichte der französischen Glaubensflüchtlinge eindrucksvoll dar. Das Museum wurde 1989 in einer ehemaligen Tabakfabrik eingerichtet. Gezeigt werden Exponate zur Geschichte der Hugenotten in Frankreich und Deutschland. Im Erdgeschoss finden regelmäßig Sonderausstellungen, Lesungen und Vorträge statt. Ebenso befindet sich dort ein Raum für museumspädagogische Projekte. Im ersten Stock ist das Leben der reformierten Christen in Frankreich, vor allem ihr Leiden und ihre Verfolgung als Minderheit im katholischen Frankreich, dargestellt. Ein Stockwerk höher befasst sich die Ausstellung mit der Aufnahme und der Integration der geflohenen Hugenotten in Deutschland, insbesondere in Brandenburg-Preußen, Hessen-Kassel und Franken.

Das Museum ist eng an die Deutsche Hugenotten-Gesellschaft (DHG) angebunden, die im selben Gebäude untergebracht ist. So ist es in Bad Karlshafen möglich, über die Nachkommen der Hugenotten, die in den Einwanderungslisten stehen, zu forschen und in die Kopien von Kirchenregistern Einblick zu erhalten. Sowohl Fachliteratur als auch Mikrofilme stehen zur Recherche zur Verfügung. Zurzeit wird daran gearbeitet, die gut sortierte Fachbibliothek der DHG zu digitalisieren, um sie via Internet einem größeren Publikum zugänglich zu machen.

Nadine Kaminski

 

Nähere Informationen:

Deutsches Hugenotten-Museum/Deutsche Hugenotten-Gesellschaft
Hafenplatz 9a
34385 Bad Karlshafen
Tel.: 05672 - 1410
Fax: 05672 – 925072

Öffnungszeiten: täglich geöffnet (außer montags): 10.00 bis 17.00 Uhr
Januar bis Mitte März Museumsferien

Homepage des Museums: www.hugenottenmuseum.de

Homepage der Gesellschaft: www.hugenotten.de

 

Fotos (Andreas Flick): Ortspastor von Bad Karlshafen, Wolfram Köhler,  zusammen mit Museumsmitarbeiterinnen in ländlicher Hugenottentracht

Rathaus von Bad Karlshafen